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Platz 34

Short-Stories
von David Mazzucchelli

 
Autor: David Mazzucchelli
Zeichner: David Mazzucchelli
Land: USA


Angefangen hatte David Mazzucchelli 1984 als Superheldenzeichner bei Marvel: zunächst arbeitete er an „Daredevil“, später an „Batman“ („Das erste Jahr“). Dann verschwand er eine Weile in der Versenkung – um nachzudenken, wie gemunkelt wurde, und das, was dann folgte, bestätigte dieses Gerücht.

Im Verlauf der Arbeiten im Superhelden-Genre hatte er allmählich einen eigenen, unverwechselbaren Stil entwickelt, und diesen findet man erstmals unverfälscht in den Kurzgeschichten, die er ab 1991 in seinem Magazin „Rubber Blanket“ veröffentlichte. Drei dieser Erzählungen hat die Edition Moderne auf deutsch in dem Band „Discovering America“ vorgelegt. Alle sind zweifarbig ausgeführt – z.B. schwarz-gelb oder rot-blau -, und entwickeln ihre fast magische Wirkung durch die expressive Grafik. Zu Recht verlässt sich Mazzucchelli ganz auf die Bilder. Geradlinig und beinahe wortkarg erzählen sie von Menschen, in deren Alltag das Fremde, Unerwartete einbricht; in „Big Man“ ist es z.B. ein ganz unheldischer Riese mit Superkräften. In dieser Geschichte setzt sich Mazzucchellis auf ganz andere Weise mit dem Superhelden-Genre auseinander, immer wieder auch mit der Kommunikation ganz ungleicher Charaktere, und er erschafft dabei Parabeln auf grundlegende menschliche Befindlichkeiten. Leider versammelt „Discovering America“ nur drei Geschichten, und die zeigen einen nachdenklichen und tiefsinnigen Autoren – der aber auch andere Seiten hat. So beweist die herrliche Geschichte „The Death of Monsieur Absurde“ (schwarz und hellgrün), dass Mazzucchelli auch Humor mit Hintersinn zu verbinden weiß.

Eine weitere Seite dieses außergewöhnlichen Zeichners findet man in „Stadt aus Glas“. Mazzucchelli adaptierte die gleichnamige Erzählung des Schriftstellers Paul Auster, in der es um die Unzuverlässigkeit der Sprache geht und viel von berühmten literarischen Vorlagen (z.B. Miltons „Paradise Lost“) die Rede ist. Statt literarischer Zitate setzt Mazzucchelli nun visuelle Zitate ein: Stadtpläne, Hinweisschilder, filmische Kamerafahrten, Dürers Narrenschiff-Illustrationen und noch so einiges mehr werden virtuos durch reines Schwarz-weiß verknüpft. Da verwandeln sich Fingerabdrücke in Labyrinthe und Kackehäufchen reden, und unter der vertrauten Oberfläche der Dinge verbergen sich mythische Welten. Und die Rechnung geht auf: wie die Erzählung macht der Comic auf die Brüchigkeit der Sprache aufmerksam – nur eben mit anderen Mitteln, und an vielen Stellen macht er darüber hinaus sichtbar, wie es dazu kommt. David Mazzucchelli ist jedenfalls einer, von dem man noch einiges erwarten darf. (Gerlinde Althoff)

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